Holzbau in Europa: Mit RAL-Gütezeichen zu neuen Wertschöpfungsketten (1/2)

Die Globalisierung hat Wertschöpfungsketten und darin Warenströme zunehmend komplexer und anfälliger für Störungen gemacht. Lieferketten sind dynamisch und flexibel – mal wird von hier, mal von dort geliefert. Doch Wertschöpfung umfasst weit mehr als nur physische Güterströme: Sie beinhaltet innovative Technologien, digitale Kompetenzen, transparente Geschäftsprozesse und gesicherte Qualität durch die Fremdüberwachung.

Laut einer Umfrage des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) war 2020 jedes zweite befragte Unternehmen von mindestens fünf Störungen in der eigenen Lieferkette betroffen. Diese Störungen verdeutlichen die wachsende Bedeutung der Resilienz von Lieferketten – nicht nur für den Wirtschaftsstandort Deutschland, sondern global.

Deutschland importiert 20–30 % seines Holzes, was zeigt, dass ein erheblicher Teil des in der deutschen Holzbauindustrie verwendeten Materials aus dem Ausland stammt. Dies beeinflusst die Wertschöpfungsketten und unterstreicht die Notwendigkeit einheitlicher Qualitätsprozessen, die durch die Bundes-Gütegemeinschaft Montagebau und Fertighäuser (BMF) in Form von RAL-Gütezeichen angeboten werden.

Um die Wertschöpfungsketten zu stärken, sollten deutsche und estnische Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Politik relevante Ressourcen wie Rohstoffe, Zulieferprodukte, digitale Infrastrukturen und kritische Technologien identifizieren und Strategien zur Sicherung dieser Ressourcen entwickeln. Dazu gehört auch der Einsatz transparenter Systeme und Zertifizierungen, wie die RAL-Gütesicherung, im Holzbau und bei der Produktion von Holztafelelementen zur Überwachung von Lieferketten und Netzwerken. Diese Systeme ermöglichen es Unternehmen, effizienter zusammenzuarbeiten und gleichzeitig die Qualität zu sichern.

Während allgemein bekannt ist, welche Endprodukte und Dienstleistungen exportiert und importiert werden, stellt sich die Frage: Wie viel des Gesamtexports spiegelt tatsächlich den im eigenen Land – wie etwa in Deutschland oder Estland – geschaffenen Mehrwert wider? Bei einigen Exportgütern kann ein großer Teil des Wertes auf importierte Rohstoffe oder Komponenten entfallen, die für die Produktion benötigt werden. Besonders im Holzbau, wie bei der Produktion von Holzelementen und Holzhäusern in Estland, wird jedoch der Großteil des Mehrwerts lokal generiert. Dabei wird stets sichergestellt, dass die europäischen Qualitätsstandards eingehalten werden, die transparente und nachvollziehbare Produktionsprozesse erfordern.

Wenn deutsche Unternehmen Bauelemente und Komponenten aus dem nahen Ausland – wie Estland, dem Baltikum oder Skandinavien – beziehen, ist es entscheidend, dass diese Prozesse reibungslos funktionieren. Alle Zahnräder der Wertschöpfungskette müssen perfekt ineinandergreifen: die eingekauften Teile sollten den strengen Anforderungen entsprechen, und die Geschäftsabläufe so transparent gestaltet sein, dass jeder Schritt, von der Holzbeschaffung bis zur Verarbeitung und Endmontage, nachverfolgt werden kann. Nur so lassen sich Qualität und das Vertrauen in die gesamte Lieferkette nachhaltig sicherstellen.

Warum sind Qualitätsstandards für Produktion und Dienstleistungen relevant?
Die deutsche Industrie steht kontinuierlich unter Druck: Neue Marktanforderungen und sich verändernde Rahmenbedingungen erfordern eine hohe Flexibilität. Hier sind klare Maßnahmen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) von entscheidender Bedeutung:

  1. Bessere Zusammenarbeit durch gemeinsame Standards und Regeln: Einheitliche Normen fördern die Kooperation entlang der gesamten Lieferkette.
  2. Produktionsfähigkeiten ausbauen: Neue Ansätze, wie gemeinschaftliche Produktion und flexible Produktionssysteme, effizient nutzen.
  3. Technologie clever einsetzen: Digitale Tools zur Optimierung von Produktionsprozessen verwenden und alternative Lösungen schneller umsetzen.

Ein wichtiges Instrument zur Sicherung dieser Qualitätsvorschriften im Holzbau ist die RAL-Gütesicherung, die in Deutschland bereits seit mehr als 50 Jahren anerkannt ist. Sie umfasst verschiedene RAL-Gütesicherungen, insbesondere im Bereich Holzhausbau und Holzrohelementherstellung.

Was ist RAL? RAL ist vor allem durch das RAL-Farbsystem bekannt, das in vielen Branchen zur Standardisierung von Farbtönen verwendet wird. RAL-Farbkarten sind weithin bekannt, sei es für Wandanstriche oder für die Auswahl des passenden Farbtons für Möbel. Die RAL-Gütezeichen, die seit 1925 existieren, signalisieren Verbrauchern, Unternehmen und öffentlichen Auftraggebern eine besonders hohe Qualität von Produkten und Dienstleistungen. Unternehmen, die ein RAL-Gütezeichen nutzen, verpflichten sich freiwillig zu anständigem, ehrlichem und vorbildlichem Verhalten, übernehmen Verantwortung für ihre Produkte und Dienstleistungen und sind somit verlässliche Partner für die Verbraucher.

Warum ist die RAL-Gütesicherung im Holzbau wichtig? Die RAL-Gütesicherung stellt sicher, dass Handelsprozesse reibungslos und flexibel mit den sich wandelnden Marktanforderungen mithalten können. Während viele Zertifikate komplex und schwer zu handhaben sind, ist die RAL-Gütesicherung vergleichsweise übersichtlich, praxisnah und geht über die bauaufsichtlichen Mindeststandards hinaus. Unternehmen in Ländern wie Estland, Lettland, Litauen oder Skandinavien profitieren von externen Experten der Überwachungsstellen. Diese unterstützen indirekt dabei, interne Abläufe zu optimieren, dokumentieren und die Wertschöpfungsketten zu verbessern – was letztendlich zu nachhaltigem Wachstum führt.

Im Vergleich dazu stellt das Ü-Zeichen (Übereinstimmungszeichen) im Holzbau den bauaufsichtlichen Mindeststandard dar. Weitere Informationen zum Ü-Zeichen finden Sie in einem früheren Artikel hier.

RAL-Gütezeichen „Holzhausbau“ und „Holzrohelementherstellung“

Im Bereich der Holzrohelementherstellung (auch bekannt als Vorfertigung) werden Wand-, Decken oder Dachelemente vorgefertigt und können zum Beispiel anderen Gütezeichennutzern zur Verfügung gestellt werden. Beim Holzhausbau geht es um die Herstellung von Holzgebäuden in verschiedenen Bauweisen Die RAL-Gütesicherung sorgt dafür, dass diese Prozesse effizient und erhöhten Qualitätsansprüchen ablaufen – ein entscheidender Schritt, um in einem zunehmend globalisierten Markt wettbewerbsfähig zu bleiben und die Flexibilität der Lieferketten zu sichern.

Abschließend zeigt sich, dass die RAL-Gütesicherung im Holzbau nicht nur die Qualität von Bauprodukten und Prozessen sichert, sondern auch eine zentrale Rolle in der Schaffung neuer, transparenter und effizienter Wertschöpfungsketten spielt. Unternehmen, die das RAL-Gütezeichen „Holzrohelementherstellung“ oder „Holzhausbau“ nutzen, garantieren Bauherren und Verbrauchern höchste Qualitätsstandards und Transparenz in allen Phasen der Produktion – vom Werk bis zur Baustelle. In einer globalisierten Welt, in der Lieferketten zunehmend komplexer werden, bietet diese Zertifizierung Unternehmen in ganz Europa die Möglichkeit, sowohl national als auch international wettbewerbsfähig zu bleiben.

Besonders in der Zusammenarbeit zwischen deutschen und estnischen Unternehmen kann das RAL-Gütezeichen eine entscheidende Rolle spielen, um reibungslose Handelsbeziehungen und die Einhaltung höchster Standards in der Bauindustrie zu gewährleisten. Es öffnet Türen für neue Partnerschaften, unterstützt eine nachhaltige Wertschöpfung und stärkt das Vertrauen der Verbraucher und Auftraggeber in die Qualität der Produkte und Prozesse.

Im nächsten Artikel (Teil 2/2) wird detailliert beschrieben, wie der RAL-Zertifizierungsprozess im Holzbau funktioniert und welche konkreten Schritte Unternehmen durchlaufen, um diese begehrte Gütesicherung zu erhalten.


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